Wissenwertes
Die Erkrankungen und Fachausdrücke in der Medizin sind für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Wir bemühen uns in der Praxis um eine für Sie verständliche Erklärung und Beschreibung. Falls Sie jedoch einmal einen unserer Arztbriefe über Sie lesen sollten, sind im Folgenden sowohl medizinische Fachbegriffe als auch die wichtigsten Erkrankung auf dem Gebiet der Pneumologie erklärt.
Was ist Pneumologie?
Einer der Schwerpunkte unserer Praxis ist die Pneumologie oder Pulmologie, manchmal auch Pulmonologie ;-) oder auch einfach Lungen- und Bronchialheilkunde.
Darunter versteht man die Lehre von den Erkrankungen der unteren Atemwege, also alles was sich unterhalb des Kehlkkopfes befindet: Luftröhre, Bronchien, Lunge, Rippenfell.
Wir haben alle ambulanten Möglichkeiten zur Diagnostik von Erkrankungen der Atemwege:
Ausführliche Lungenfunktionsmessung, Blutgasanalyse, Allergietests (Pricktest, Labor, Provokationstest), Belastungsuntersuchung, Asthma-Reiztest, Blutuntersuchungen, Röntgen usw.
Wir erstellen pneumologische und schlafmedizinische Gutachten für Berufsgenossenschaften, Sozialgericht und andere Auftraggeber.
Patienten, die sich stationär zur Behandlung im Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen aufhalten, werden konsiliarisch in unserer Praxis untersucht, wenn die Frage nach pneumologischen Ursachen für Atemprobleme oder Beschwerden im Brustkorb im Raum steht.
Fachbegriffe kurz erklärt
unzureichende Atmung
Atempause
Erweiterung der Atemwege durch ein Asthmamedikament (meist Spray)
gestörter Gasaustausch (insbesondere Aufnahme von Sauerstoff) in der Lunge
Atemnot, erschwerte Atmung
Ausatmung
Sauerstoffmangel
Sauerstoffmangel im Blut
erhöhter Kohlendioxidgehalt im Blut
Übererregbarkeit
Einatmung
unzureichende Funktion eines Organes
Verengung
Atmung
Rückbildungsfähigkeit
unzureichende Sauerstoffaufnahme, führt zu Hypoxämie (siehe dort)
gehäufte Atempausen während des Schlafes
Belüftung; Synonym auch für die Leistung der Atemmuskulatur
Belüftungsstörung
unzureichende Kraft der Atemmuskulatur, führt zu Hypoxämie und Hyperkapnie (siehe dort)
verminderte Ausdehnung (der Lunge)
Erkrankungen im Fachgebiet Pneumologie
Allergische Erkrankungen haben in der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Man vermutet, dass dies mit unserem vermehrten Aufwachsen in einer mehr oder minder Keim-armen Umgebung zusammenhängen mit „übertriebener“ Hygiene zusammenhängen könnte, wenn unser Immunsystem somit wenigen Reizen in der Kindheit ausgesetzt ist. Gemäß Angaben des Robert-Koch-Instituts 2013 haben etwa 30% der Erwachsenen mindesten eine allergische Erkrankung, das Lebenszeitrisiko beträgt im Einzelnen für
- Heuschnupfen 14,8 %
- Asthma bronchiale 8,6 %
- Neurodermitis 3,5 %
- Nahrungsmittelallergien 4,7 %
- Kontaktekzeme 8,1 %
- Urtikaria 3,5 %
- Insektengiftallergien 2,8 %
Allergische Reaktionen aus Arzneimittel sind ebenfalls häufig und können schwergradig verlaufen.
Allergien sind überschießende Abwehrreaktionen des Immunsystems auf bestimmte und normalerweise harmlose Umweltstoffe (Allergene), die sich in typischen Symptomen äußern. Man unterscheidet Allergien vom Soforttyp und vom verzögerten Typ, je nachdem, in welcher Zeit nach Kontakt mit dem Allergen die Reaktion auftritt, es gibt für Allergien verschiedene Arten der Immunreaktion. Die häufigsten Allergien treten gegenüber sind Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaaren, Schimmelpilzen, Insektengiften oder Nahrungsmitteln auf.
Die betroffenen Organe des Menschen reagieren auf eine allergische Reaktion in unterschiedlicher, für das Organ jedoch typischer Weise. Die Schleimhäute von Augen und Nase reagieren mit einer allergischen Rhinokonjunktivtis (bei Gräser-und Getreidepollen sog. „Heuschnupfen“), die Bronchien der unteren Atemwege mit Husten/Verschleimung oder einem typischen allergischen Asthma (pfeifendes Geräusch beim Ausatmen, Atemnot, Druckgefühl auf der Brust). Häufig sind auch Haut oder der Magen-Darm-Trakt von Allergien betroffen. Dabei reichen die Beschwerden von einer lokalen Reaktion der Haut wie Rötung oder Quaddeln (beim Magen-Darm-Trakt Juckreiz im Mund, Übelkeit oder Bauchbeschwerden) bis hin zur schweren Reaktion mit einer systemischen Kreislaufreaktion (sog. allergischer oder anaphylaktischer Schock). Besonders häufig sind schwere allergische Reaktionen auf in den Körper/Blutkreislauf eingebrachte Allergene durch Insektenstiche (v.a. Biene, Wespe) oder Lebensmittel (v.a. Nüsse incl. Erdnüsse, Soja)
Bei einer Allergie gegen Pollen oder Staubmilben gibt es im Laufe der Jahre häufig einen sog. „Etagenwechsel“ von der oberen in die untere Atemwegsetage, das heißt von der allergischen Rhinokonjunktivitis zum allergischen Asthma
Über die Luft der Umwelt aufgenommene Allergene nennt man Inhalations-Allergene. Man unterscheidet hierbei ganzjährige (perenniale) Allergene wie Tierhaare oder Milben von den saisonalen Allergene wie den verschiedenen Pollenarten
Um saisonale Allergien einzugrenzen, hat sich die Orientierung am Pollenflugkalender und das Führen eines Protokolls (sog. Symptomkalender) bewährt.
Therapie der Allergie
Die Therapie von Allergien fußt auf 3 Säulen:
- Karenzmaßnahmen:
Zunächst sollte die Exposition gegenüber den Allergenen vermieden oder mindestens reduziert werden: Pollenallergiker sollten in der für Sie betreffenden Pollenflugzeit v.a. nachts die Fenster schließen und sich abends die Haare waschen. Bei Staubmilben schafft man im Wohnbereich durch Vermeidung von „Staubfängern“ (Teppiche, Vorhänge, bei Kindern auch Kuscheltiere) v.a. im Schlafzimmer ein milbenarmes Klima, bewährt haben sich Milben-dichte Überzüge für Matratzen, Kissen und Decke (sog. Encasing), das Bettzeug sollte nicht Daunen-gefüllt, sondern Allergiker-geeignet sein. Die konsequente Vermeidung der Allergene ist jedoch meist nicht möglich.
- Medikamentöse Therapie:
In vielen Fällen genügen Karenzmaßnahmen zur Symptomkontrolle nicht. Dann muss eine medikamentöse antiallergische/entzündungshemmende Therapie erfolgen, je nach betroffenem Organ mit Nasenspray, Augentropfen, einem Asthmamedikament und/oder Tabletten. Das in der Bevölkerung (häufig durch „gefährliches Halbwissen“) kritisch beurteilte Kortison ist gerade bei einem Asthma lokal angewandt bereits in niedriger Dosis sehr gut wirksam und unverzichtbarer Bestandteil der Behandlung.
- Spezifische Immuntherapie (SIT, sog. „Hyposensibiliserung“):
Die SIT ist die einzige Behandlungsmethode, welche zum Ziel hat, die allergische Reaktion des Immunsystems zu verhindern und nicht nur die Symptome der Allergie behandelt, man versucht also, das „Übel bei der Wurzel zu packen“. Hierbei wird dem Körper und somit dem Immunsystem über mindestens 3 Jahre das Allergen regelmäßig in kleinen Dosen zugeführt. Dies soll eine „Immuntoleranz“ durch Umleiten der Abwehrreaktion weg von der allergischen Reaktion hin zu einer „normalen“ Reaktion bewirken, diese Toleranzentwicklung läuft auf Ebene der sog. T-Zell-Antwort.
Bei der SIT wird das Allergen regelmäßig durch subkutane Spritzen (SCIT) oder täglich durch Tabletten/Tropfen sublingual (unter die Zunge, SLIT) verabreicht. In unserer Praxis erfolgt in der Regel die SCIT, bei den Pollenallergien führen wir diese Behandlung meist über 4-8 Wochen prä-saisonal vor der Pollenzeit durch, die SCIT gegen Staubmilben muss ganzjährig erfolgen im Abstand von zunächst einer Woche, nach Aufdosierung alle 4-8 Wochen. Nach der Spritze muss eine Überwachung in der Praxis für 30min erfolgen, um schwere allergische Reaktionen zu erkennen, diese treten jedoch zum Glück sehr selten auf. Meist ist nur eine Lokalreaktion zu beobachten. Während einer Schwangerschaft darf die SIT nicht begonnen werden, muss jedoch nicht abgebrochen werden, falls während der schon begonnenen SIT die Schwangerschaft eintritt und die SIT bisher gut toleriert wurde. Bestimmte Blutdruckmedikamente dürfen während einer SIT (vor allem einer SCIT) nicht eingenommen werde, dies klären wir zuvor ab.
Die Erfolgsquote der SIT variiert, Menschen mit einer Vielzahl von Allergien und langjährigem Verlauf haben eine deutlich geringere Erfolgsaussicht, man sollte mit einer SIT also nicht zu lange warten. Bei der SIT gegen Pollen beträgt die Erfolgsquote um 80%, bei Milben rund 70%. Die recht hohen Kosten für die SIT werden von den Krankenkassen vollständig übernommen.
Bei den Allergien vom verzögerten Typ ist aus pneumologischer Sicht insbesondere die sog. Typ-III-Allergie zu erwähnen, hier bilden sich spezifische IgG-Antikörper aus. Ein typisches Krankheitsbild ist die sog. „Exogen-allergische Alveolitis“ (EAA, andere Bezeichnung Hypersensitivitätspneumonitis), wobei es nach Einatmen meist organischer Allergene (z.B. Schimmel, Holzstaub oder Partikeln von Vögeln (Federn, Proteine, Kot)) zu einer akuten und/oder chronischen Entzündungsreaktion der Lunge kommt. Exemplarisch zu nennen sind die sog. „Vogelhalterlunge“, „Farmerlunge“ oder „Holzarbeiterlunge“. Nicht selten ist detektivisches Vorgehen nötig, um diese Erkrankung zu diagnostizieren.
Bei etwa 10% der Kinder und 5% der Erwachsenen liegt ein Asthma bronchiale vor, man kann also von einer Volkskrankheit sprechen, die Anzahl der Betroffenen nimmt seit Jahren stetig zu. Asthma ist eine entzündliche Atemwegserkrankung, bei der es auf der Grundlage einer bronchialen Übererregbarkeit (Hyperreagibität) zu einer variabel ausgeprägten oft anfallsartigen Verengung der Atemwege kommt, typische Syptome sind Luftnot, hörbare Atemgeräusche vorwiegend beim Ausatmen, Druck auf der Brust sowie ein meist trockener oder wenig produktiver Husten.
Bei einem Asthma bronchiale existieren unterschiedliche Ursachen für die Entzündung der Atemwege. Man nimmt an, dass sowohl genetische als auch Umgebungs-bedingte Faktoren bei der Entstehung einer Rolle spielen. Bis vor einigen Jahren unterschied man vorwiegend zwischen einem allergischen (extrinsischen), einem nicht-allergischen (intrinsischen) und einem Anstrengungs-induzierten Asthma (Belastungsasthma). In den letzten Jahren sind die verschiedenen Entzündungsmechanismen bei den verschiedenen Asthma-Formen bis auf die zelluläre Ebene der Immunreaktion hinunter sehr genau untersucht und weitere Einteilungen unternommen worden. So unterscheidet das eosinophile vom nicht-eosinophilen Asthma sowie ein„Type2-high“-Asthma mit Aktivierung spezifischer Lymhozyten (Teil der weißen Blutkörperchen) vom „Typ2-low“-Asthma. Wahrscheinlich existieren zwischen diesen Asthmaformen große Überschneidungen. Zudem wird aufgrund der Symptome und des Ansprechens auf die Behandlung eine Graduierung vom leichten bis zum schweren Asthma bronchiale getroffen.
Unabhängig davon, welche Ursache ein Asthma hat, muss eine konsequente Entzündungs-hemmende und meist auch Bronchien-erweiternde Therapie durch in der Regel inhalierbare Asthma-Medikamente erfolgen, um eine Chronifizierung des Asthmas zu verhindern. Menschen mit Asthma sollten keinesfalls rauchen
Die COPD zählt weltweit zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. So spricht die Weltgesundheitsorganisation WHO von weltweit 251 Millionen Menschen, die 2016 an einer COPD erkrankt waren. Zahlen aus dem Jahr 2010 gehen von 6,8 Millionen COPD-Erkrankungen in Deutschland aus, statistisch ist also jeder Achte über 40 Jahre betroffen. Bis zum Jahr 2030 wird mit einem Anstieg auf 7,9 Millionen Betroffene gerechnet.
COPD ist eine Abkürzung der englischen Bezeichung „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“, also chronische verengende Lungenerkrankung. Die COPD betrifft meist Menschen über 40 Jahre, die über viele Jahre Tabak geraucht haben, jedoch kommen auch andere z.B. beruflich bedingte inhalative Schädigungen als Ursache in Betracht. Ob ein Mensch eine COPD entwickelt, hängt auch von genetischen Faktoren ab, nicht jeder Raucher entwickelt im Lauf seines Lebens eine COPD. Im Gegensatz zum Asthma besteht bei einer COPD zum Zeitpunkt der Diagnosestellung eine nicht mehr wesentlich rückbildungsfähige bronchiale Enge, da bereits ein struktureller Schaden an den Atemwegen entstanden ist, es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die durch Fortsetzung des Rauchens und/oder wiederholte Atemwegsinfekte stetig fortschreiten kann. Kommt es durch den Entzündungsprozess zu einer Zerstörung des weiter in der Peripherie gelegenen Lungengewebes, entsteht ein sog. Emphysem. Seltener bildet sich bei Rauchern ein Emphysem ohne Verengung der Bronchien aus. Durch das Emphysem ist die Lunge nur noch in begrenztem Umfang fähig, Sauerstoff aufzunehmen.
Ein Lungenemphysem entsteht selten auch bei Nichtrauchern durch einen genetisch bedingten Mangel an einem bestimmten Protein (Eiweiß), dem sog. Alpha-1-Antitrypsin, welches das Lungengewebe vor einem vorzeitigen Abbau schützt. Bei jeder Erstdiagnose eines Emphysems sollte ein solcher Alpha-1-Antitrypsin-Mangel durch eine Blutuntersuchung ausgeschlossen werden
Die Symptomatik der Erkrankung ist gekennzeichnet durch Atemnot, Husten und Auswurf
Die akute Bronchitis ist eine sehr häufige Erkrankung. Meist handelt es sich um eine Entzündung der Bronchialschleimhaut im Rahmen einer banalen Erkältungskrankheit und wird meist durch Viren hervorgerufen. Meist ist die akute Bronchitis eine selbstlimitierende symptomatisch zu behandelnde Erkrankung, kann jedoch auch einen schweren Verlauf nehmen.
Eine Bronchitis sollte nur bei gut begründetem Verdacht auf eine bakterielle Entzündung durch ein Antibiotikum behandelt werden. Bei Virusinfekten sind Antibiotika nicht nur nutzlos, sondern unter Umständen durch unerwünschte Nebenwirkungen gefährlich. Vor allem durch den vorschnellen und unnötigen Einsatz von Antibiotika bei akuter Bronchitis haben viele Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt, was die Behandlung dann erschwert, wenn sie notwendig ist.
Wenn eine Bronchitis einen ungewöhnlich langen Verlauf nimmt, ist nicht selten eine Nasennebenhöhlen-Entzündung (Sinusitis) die Ursache, der „böse Bube“ sitzt also eine Etage höher. Durch die relative Abgeschlossenheit der Nebenhöhlen ist die Sinusitis oft langwierig und schwieriger zu behandeln als die reine Bronchitis. Eine HNO-ärztliche Abklärung sollte also bei Verdacht auf eine Sinusitis unbedingt erfolgen. Bei einer nicht schwerwiegenden akuten Sinusitis sollte ebenfalls zunächst kein Antibiotikum zum Einsatz kommen.
Im Gegensatz zur Bronchitis spielt sich eine Lungenentzündung (Fachbegriff Pneumonie) nicht nur in den Bronchien, sondern insbesondere im Lungengewebe ab. Durch die meist Erreger-bedingte Entzündung kommt es im Lungengewebe zu einer massiven Entzündungsreaktion, was dazu führt, dass das normalerweise Luft-haltige Lungengewebe am Ort der Pneumonie mit entzündlicher Gewebeflüssigkeit gefüllt wird. Dadurch sinkt die Fähigkeit der Lunge, Sauerstoff aufzunehmen. In der Regel entwickelt der Mensch Fieber und ein schweres Krankheitsgefühl.
Man unterscheidet zwischen einer ambulant erworbenen und einer in der Klinik erworbenen (sog. nosokomialen) Pneumonie, unter anderem deshalb, weil es für beide Erkrankungen ein unterschiedliches Erreger-Spektrum gibt, an welchem man hinsichtlich der Entscheidung für eine bestimmte meist antibiotische Therapie orientiert.
Die Pneumonie ist nicht nur eine Entzündung der Lunge, sondern des gesamten Organismus. Eine Pneumonie kann sich innerhalb weniger Stunden zu einem dramatischen Krankheitsbild entwickeln, weshalb die rasche Diagnosestellung (Röntgenbild der Lunge, Blutuntersuchungen) und Beginn einer Behandlung wichtig sind. Nicht selten kommt es im Rahmen einer Lungenentzündung auch zu einer entzündlichen Mitreaktion des Rippfells, es entwickelt sich dann ein Rippfellerguss (sog. Pleuraerguss). Auch dieser muss rasch entdeckt und abpunkiert werden, um die Entstehung einer Eiterbildung im Rippfellraum (sog. Pleura-Empyem) oder anderer Komplikationen der Umformung/Organisation eines Rippfellergusses zu verhindern. Ob eine Pneumonie ambulant behandelt werden kann oder die stationäre Klinikeinweisung nötig ist, wird anhand des klinischen Bildes entschieden, hilfreich hierfür ist ein Punkte-Score (CRB-65-Score).
Eine Pneumonie ist meist durch Erreger bedingt. Dies können Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten sein, wobei die beiden letzteren praktisch nur bei Menschen mit gestörter Immunabwehr vorkommen.
Eine spezielle bakterielle Erkrankung ist die Tuberkulose (kurz Tbc oder Tb), welche durch Erreger des sog. Mycobacterium tuberculosis-Komplexes verursacht wird, meist durch Mykobacterium tuberculosis selbst. Obwohl viele Menschen Tuberkulose-Bakterien in sich tragen, also infiziert sind, erkranken nur 5-10% auch an einer manifesten Tuberkulose, bei den übrigen spricht man von einer latenten Tuberkulose. Man nimmt an, dass ein Drittel der Weltbevölkerung mit Mycobacterium tuberculosis infiziert ist. Die Tuberkulose ist eine uralte Erkrankung und begleitet den Menschen seit Beginn der Zivilisation. In den Industrieländern ist die Tuberkulose eine eher seltene Erkrankung geworden. Hat ein Tuberkulose-Herd der Lunge Anschluss an einen Bronchus und können also Tuberkulose-Bakterien abgehustet werden, spricht man von einer offenen Tuberkulose. Die Infektion erfolgt aerogen, dies bedeutet, dass sich die infektiösen Erreger sehr lange in der Luft halten können und die Infektion durch Einatmung der Bakterien erfolgt.
Die Tuberkulose kann grundsätzlich jedes Organ des Menschen befallen. Besonders Menschen mit eingeschränktem Immunsystem erkranken oft schwer an einer Tuberkulose, zu nennen sind hier insbesondere Menschen mit gleichzeitiger HIV-Erkrankung. Die Diagnosestellung ist oft nicht einfach und erfordert Geduld, da das Anzüchten von Tuberkulosebakterien 6-8 Wochen dauern kann. Tuberkulosebakterien wachsen sehr langsam, was auch die lange Behandlungszeit erklärt, es müssen mehrere Antibiotika in Kombination gegeben werden. Bei voll sensiblem Erreger dauert die medikamentöse Behandlung der Tbc der Lunge 6 Monate, bei Vorliegen von Resistenzen, Befall bestimmter Organe oder komplexem Verlauf teilweise auch deutlich länger.
Auch Mykobakterien anderer Stämme können eine Entzündung in der Lunge verursachen, man spricht dann von einer atypischen oder nicht-tuberkulösen Mykobakteriose (NTM). Die Behandlung wird nur bei mehrfachem Keimnachweis in Kombination mit klinischen Symptomen und entsprechenden Röntgenbildveränderungen durchgeführt, dies ebenfalls mit einer Kombinationsbehandlung über meist mehr als 12 Monate.
Eine Rippfellentzündung (Fachbegriff Pleuritis) tritt am häufigsten im Rahmen eines Atemwegsinfektes auf, wenn die Entzündung von der Lunge und oder den Bronchien auf das umgebende Rippfell (Pleura) übergreift. Es finden jedoch auch andere Ursachen. Da das Rippfell zahlreiche Schmerzrezeptoren besitzt, treten oft atem- und bewegungsabhängig teils heftige Schmerzen im Brustkorb auf, vor allem wenn sich kein begleitender Pleuraerguss (s.u.) bildet. Ohne Erguss spricht man auch von einer „trockenen“, ansonsten von einer „feuchten“ oder exsudativen Pleuritis.
Als Pleuraerguss (oder Rippfellerguss) bezeichnet man die Ansammlung von Flüssigkeit im Rippfellraum, also um die Lunge herum. Man unterscheidet hierbei das Zell- und Eiweiß-arme sog. Transsudat vom Zell- und Eiweiß-reichen sog. Exsudat. Ein Transsudat entsteht durch Flüssigkeitsüberladungen z.B. bei Herz- oder Nierenschwäche oder durch Eiweißmangel bei verminderter Leberleistung. Ein Exsudat ist Ausdruck einer Entzündung unterschiedlicher Ursache (oft im Rahmen der kombinierten Lungen- und Rippfellentzündung), kann aber auch bei bösartigen Erkrankungen des Rippfells auftreten.
Die Symptome eines Pleuraergusses sind unspezifisch mit meist erschwerter Atmung und Husten, teilweise auch atemabhängigen Schmerzen. Die sensitivste Methode zum Nachweis eines Pleuraergusses ist der Ultraschall.
Ein Pleuraerguss insbesondere unklarer Ursache sollte stets durch eine Punktion diagnostisch geklärt und ggf. therapeutisch behandelt werden. Hierzu wird der Erguss in Lokalanästhesie mit einer Hohlnadel punktiert, bei Bedarf können hierbei in einer Sitzung bis zu 1,5L Flüssigkeit abgelassen werden. Dies kann nach vorausgehender Aufklärung ambulant in der Praxis durchgeführt werden. Ob ein Pleuraerguss darüber hinaus mit einer Drainage oder gar einer vorausgehenden Rippfellspiegelung stationär in der Klinik behandelt werden muss, hängt vom Umfang des Ergusses sowie der zugrunde liegenden Ursache ab.
Husten ist eine der häufigsten Gründe, weshalb ein Arzt aufgesucht wir. In der Regel werden die Patienten nur beim Pneumologen vorgestellt, wenn die Untersuchung, Diagnostik und Behandlung durch den Allgemeinarzt keine Ursache ergibt und/oder sich kein Therapieerfolg einstellt. Husten ist ein sehr unspezifisches Symptom und wird durch eine Vielzahl von Erkrankungen hervorgerufen.
Man unterscheidet den akuten (Dauer <2 Wochen) vom chronischen Husten (Dauer >8 Wochen), dazwischen spricht man vom subakuten Husten. Häufigste Ursache des akuten Hustens ist eine Infektion meist durch Viren, seltener durch Bakterien. Ein chronischer Husten kann durch nahezu alle Erkrankungen der Atmungsorgane verursacht sein, daher ist oft eine detektivische Spurensuche mit Einschluss zahlreicher auch apparativer Untersuchungen incl. einer Bildgebung mit konventionellem Röntgen und/oder Computertomographie (CT) der Lunge erforderlich. Vom HNO-Gebiet über die unteren Atemwege incl. des Rippfells bis in den Magen-Darm-Trakt existieren Hustenrezeptoren, bei deren Reizung der Husten ausgelöst wird. Aus nicht-pneumologischer Ursache entsteht insbesondere durch Rückfluss (Reflux) von Magensäure häufig Husten. Auch eine Herzerkrankung mit Blutstau in die Lunge oder Medikamente (insbesondere sog. ACE-Hemmer zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzschwäche) können Husten verursachen.
Aufgrund der klinischen Symptomatik zwischen nicht produktivem „trockenem“ Reizhusten und produktivem Husten mit schleimigem Auswurf unterschieden. Insbesondere wenn der Auswurf blutig oder über längere Zeit von gelber oder grüner Farbe ist, sollte der Arzt aufgesucht werden. Eine größere Menge abgehusteten Blutes erfordert die umgehende Vorstellung im Krankenhaus, am besten in einer Lungenfachabteilung
Atemnot (Synonyme: Luftnot, Dyspnoe, Kurzatmigkeit) ist wie Husten einer der häufigsten Gründe für die Vorstellung beim Allgemeinarzt und Pneumologen. Die häufigsten Ursachen sind Erkrankungen von Atemwegen, Rippfell, Herz und Lungengefäßen. Jedoch kann auch eine Deformierung von Wirbelsäule/Brustkorb, eine muskuläre Schwäche oder Fehlfunktion des Zwerchfells Atemnot verursachen. Auch eine Blutarmut (Anämie) stellt eine häufigere Ursache dar. Tritt die Atemnot nachts aus dem Schlaf heraus auf und kann ein Asthma ausgeschlossen werden, so ist häufig eine nächtliche Schlafapnoe die Ursache. Akute Atemnot mit Gefühl der Enge im Hals und erschwertem/blockiertem Einatmen über meist einige Sekunden ist häufig durch einen akuten Stimmritzenkrampf im Kehlkopf verursacht.
Atemnot entsteht immer dann, wenn der Mensch das Gefühl hat, vermehrt Atemarbeit leisten zu müssen. Meist hat dies eine organische Ursache, es gibt jedoch auch häufig sog. funktionelle Atembeschwerden, wenn der Mensch der Atmung zu viel Beachtung schenkt, was dann zu allzu tiefer und schneller Atmung, der sog. Hyperventilation, führen kann. Durch Hyperventilation wird zu viel Kohlendioxid abgeatmet, wodurch das Gefühl von Atemnot noch verstärkt wird. Man kann also auch durch falsche Atemtechnik Atemnot bekommen.
Durch die Anamneseerhebung, körperliche und apparative Untersuchungen in unserer Praxis klären wir die Ursache von Luftnot umfassend ab. Je nach Erfordernis müssen auch Fachärzte anderer Spezialisierungen hinzugezogen werden.
Interstitielle Lungenerkrankungen (engl. Interstitial Lung Diseases, Abkürzung ILD) spielen sich im sog. Interstitium der Lunge ab, also dem die Atemwege umgebenden Lungengewebe. Es handelt sich hierbei um einen Sammelbegriff für zahlreiche Erkrankungen verschiedener Ursache, deren Entstehungsmechanismus bis heute oft noch nicht ausreichend verstanden ist. Heute unterscheidet man über 200 verschiedene Einzelerkrankungen der ILD. Alle zählen zu den seltenen Lungenerkrankungen.
Eine Untergruppe bildet die Verlaufsform einer fibrosierenden Erkrankung, es entsteht eine bindegewebige Vermehrung im Lungengewebe (Fibrose), die nicht mehr in wesentlichem Umfang rückgebildet werden kann und zu einer vermehrten Steifigkeit und verminderten Sauerstoff-Aufnahmefähigkeit der Lunge führt.
Die ILD werden aktuell unterteilt in:
- ILD bekannter Ursache: z.B. bei Bindegewebserkrankungen (Rheuma-Erkrankungen), Berufs-bedingten Ursachen, Medikamenten-Nebenwirkungen
- Idiopathische(also ohne bekannte Ursache entstandene) interstitielle Pneumonien (IIP):
- Idiopathische pulmonale Fibrose (IPF)
- Nicht-spezifische interstitielle Pneumonie (NSIP)
- Tabakrauch- assoziierte interstitielle Pneumonien wie die respiratorische Bronchiolitis (RB-ILD) und die desquamative interstitielle Pneumonie (DIP) oder
- die kryptogen organisierende Pneumonie (COP, nicht zu verwechseln mit der COPD!) oder die akute interstitielle Pneumonie (AIP)
- Granulomatöse ILD wie Sarkoidose (häufigste ILD), Exogen-allergische Alveolitis (EAA)
- Andere interstitielle Lungenerkrankungen wie Lymphangioleiomyomatose (LAM), Langerhans-Zell-Histiozytose
Die Symptome bei den ILD sind unspezifisch, oft bestehen trockener Husten und Atemnot bei Belastung, die Beschwerden beginnen schleichend und werden daher anfangs oft fehlinterpretiert. Bei der o.g. IPF zum Beispiel vergehen bis zur Diagnosesicherung etwa 2 Jahre. Ein Charakteristikum der Fibrose bei m Abhören der Lunge ist das sog. Knisterrasseln (Sklerosiphonie, erinnert vom Geräusch her an einen sich öffnenden Klettverschluss). Ebenfalls häufig kommt es bei der IPF zur Ausbildung von Uhrglasnägeln und/oder kolbenartigen Auftreibung der Fingerendglieder (Trommelschlegelfinger).
Im Gegensatz zu Asthma und COPD findet man in der Lungenfunktion keine Verengung der Bronchien (Obstruktion), sondern eine Verminderung der Lungenkapazität (Restriktion) sowie als bereits frühes Zeichen eine verminderte Sauerstoffaufnahmekapazität (Diffusionsstörung).
Unverzichtbarer Bestandteil der Diagnostik ist die Durchführung einer Computertomographie (CT) der Lunge in Dünnschicht-Technik unter Verzicht auf Röntgenkontrastmittel. Oft gelingt durch die CT die genauere Zuordnung der ILD. Meist kann allerdings erst im Rahmen einer Expertenkommissions-Sitzung unter Beachtung aller Untersuchungsergebnisse eine Diagnose gestellt werden.
Therapie der ILD: Da nur für bestimmte ILD therapeutische Möglichkeiten existieren, ist die exakte Diagnosestellung wichtig. Die Therapie-Optionen reichen von der Tabakabstinenz bis zur spezifischen Medikation. In den letzten Jahren wurden verschiedene Medikamente für die Behandlung von ILD neu entwickelt, insbesondere für die IPF stehen seit einigen Jahren zwei Medikamente zur Verfügung, welche die Fibrosebildung reduzieren und die Aktivierung des Immunsystems bremsen. Es zeigte sich, dass diese Medikamente auch bei anderen progredient verlaufenden fibrosierenden ILD wirksam sein können, weshalb für eines der Präparate bereits eine Erweiterung der Zulassung erfolgte.
Dennoch können auch diese Medikamente den bis dahin entstandenen Fibrose-Schaden nicht reparieren, sondern nur das weitere Fortschreiten verzögern. Eine frühzeitige Diagnosestellung ist daher entscheidend.
Andere ILD wie die Sarkoidose, EAA oder COP sprechen in der Regel sehr gut auf Kortisontabletten an, durch die Behandlung ist nicht selten eine komplette Rückbildung der Erkrankung möglich, so lange noch keine Fibrose vorliegt. Das Kortison muss allerdings meist über viele Monate gegeben werden.
Bei Atembeschwerden unklarer Ursache sollte immer auch an eine pulmonale Hypertonie (PH), also einen erhöhten Blutdruck im Lungenkreislauf gedacht werden. Eine PH führt zu einer Druckbelastung der rechten Herzhälfte, welche jedoch von Natur aus nicht auf eine derartige Belastung ausgerichtet ist, die PH mündet somit häufig in ein Rechtsherzversagen. Die PH kann sehr verschiedene Ursachen haben, definiert sind 5 Gruppen, am häufigsten sind akute oder chronische Herz- oder Lungenerkrankungen und Lungenembolien. Bei Verdacht auf eine PH erfolgt zunächst eine Echokardiographie (Ultraschall des Herzens), es folgen je nachdem weitere Untersuchungen z.B. mittels eines sog. Rechtsherzkatheters, um die Art des Lungenhochdrucks weiter zu differenzieren. Für bestimmte Gruppen der PH (Gruppe 1 und 4) existiert die Behandlungsmöglichkeit mit Medikamenten, welche die Lungengefäße erweitern und so den Lungendruck reduzieren können. Voraussetzung ist jedoch die genaue Eingruppierung der PH.